Die Frage, wie man am besten lernt, wird im Lerncoaching natürlich ständig gestellt. Eine allgemeine Antwort darauf ist schwierig, da wir alle mit unterschiedlichen Vorraussetzungen und Stärken an das Lernen herangehen. In vielen Stunden des Lerncoachings haben sich aber einige Gemeinsamkeiten herauskristallisiert auf denen du aufbauen kannst.
So lernst du am besten
Das Thema „Lernen“ ist so umfangreich, dass es kaum möglich ist, den „perfekten Lernstil“ für alle Menschen und alle Lernthemen zu finden. Trotzdem kannst du jetzt schon deinen Lernprozess optimieren.
Hier habe ich 3 Schritte für dich, mit denen du dein Lernen verbessern kannst!
1. Deine Lernphasen verstehen
Beim Lernen durchläufst du mehrere Phasen (auch wenn das viele nicht beachten oder bewusst machen). Für den Lernstoff in der Schule ist es für viele ausreichend, wenn sie noch nicht den besten Ablauf zu Lernen für sich gefunden haben. Für das Studium hingegen (vor allem bei Jus und Medizin) sehe ich im Lerncoaching sehr häufig, dass die Optimierung dieser Lernphasen unheimlich wichtig ist.
Je größer der Lernstoff ist, desto wichtiger ist es den Lernprozess sinnvoll und zeitsparend zu gestalten.
Welche Lernphasen sollte ich am besten nutzen?
Im Lerncoaching habe ich mittlerweile mit so vielen Schülern und Studenten ihre Lernphasen erarbeitet, dass ich der Überzeugung bin, dass es nicht „den besten Lernstil“ gibt. Trotzdem laufen die meisten Lernprozesse ähnlich ab.
In der Regel durchlaufen Menschen beim Lernen 3 bis 5 Phasen, die auch meist ähnliche Grundprinzipien erfüllen. Anhand meiner Erfahrungen mit meinem eigenen Lernstil und durch die Lerncoachings habe ich meinen optimalen Lernstil als Modell vereinfacht.
Ich lerne am besten, wenn ich folgende Lernphasen durchlaufe:
- Überblick
- Übung
- Überprüfung
- Überarbeitung
Jede dieser Phasen erfüllt eine andere Aufgabe im Lernprozess. Die Reihenfolge ist daher auch nicht fix, da für unterschiedliche Lernstoffe auch andere Anforderungen bestehen. Die Phasen sind aber so gewählt, dass sie in den meisten Lernprozessen funktionieren. Selbst, wenn es nicht um das Lernen von Inhalten, sondern das Erlernen von Instrumenten oder Sportarten.
Überblick
In der ersten Phase geht es darum, dass du einen Überblick über die Inhalte bekommst.
Am besten lernst du am Anfang gar nicht alles detailliert, sondern verschaffst dir erstmal einen Grundstruktur an Wissen auf der du aufbauen kannst. Viele Schüler und Studenten glauben, dass sie sich jedes Detail beim ersten Mal durchlesen merken müssen, aber das ist gar nicht sinnvoll. Meistens kostet es viel Zeit und bringt wenig Nutzen.
Ich verfalle jedes Mal in diesen Perfektionismus und habe das Gefühl beim ersten Mal durchlesen alles können zu müssen.
Jus-Student im Lerncoaching
Die Überblicksphase nimmt meistens ca. 20% der insgesamten Lernzeit in Anspruch. Wen du also 10 Wochen für eine Prüfung lernen möchtest, können gerne 2 Wochen für den Überblick reserviert sein.
Übung
In der zweiten Phase geht es detailliertes Wissen zu lernen. Wenn du in der ersten Phase eine gute Grundstruktur an Wissen aufgebaut hast, kannst du nun neues Wissen daran anknüpfen. Während du in der Überblicksphase z.B. die Überschriften und ihre Bedeutung gelernt hast, schaut du dir nun die Details und Zusammenhänge an.
Gleichzeitig gehts du auch schon in die Praxis. Du probierst also aus, versuchst die Inhalte anwendbar zu machen oder Beispiele dafür zu finden. Denn in dieser Phase geht es darum möglichst viel aktives Wissen aufzubauen.
Praxis kann auch bedeuten, dass du das eben gelernte Wissen jemandem erklärst oder auch nur so tust. Hauptsache du kommst in die aktive Wiedergabe.
Aktives vs. passives Wissen
Aktives Wissen ist Wissen, dass du eigenständig wiedergeben kannst. Passives Wissen hingegen erkennst du zwar, kannst es ohne Hilfe aber nicht oder nicht vollständig wiedergeben.
Ich habe eigentlich immer nur passiv gelernt.
Schülerin im Lerncoaching
Meistens brauchst du bei Prüfungen usw. aktives Wissen.
Die Übungsphase nimmt in der Regel 50% des Lernprozesses in Anspruch.
Überprüfung
In der dritten Phase geht es darum das Wissen zu überprüfen und Lücken aufzudecken. Anstatt also den gesamten Lernstoff wieder und wieder zu lesen, gehst du in selbstständig durch und lernst nur noch die Inhalte, die bei der Überprüfung nicht ausreichend waren.
Es ist nichts negatives eine Wissenslücke zu entdecken, sondern eher das Gegenteil: Das ist ein Erfolg! Denn jede Lücke, die du aufdeckst, ist eine Lücke weniger, die bei der Prüfung zu Schwierigkeiten führen könnte.
Meistens reichen 20% der Zeit für diese Phase beim Lernen aus.
Überarbeitung
In der letzten Phase überarbeitest du alle Lerninhalte, die du dir nach nach mehrmaligem Wiederholen nicht merken konntest. In jedem Lernstoff gibt es Fachbegriffe, Reihenfolgen, Zahlen usw. die (aus welchen Gründen auch immer) nicht in dein Hirn wollen. Um diese trotzdem zu lernen veränderst du am besten die Strategie – zum Beispiel indem du Merktechniken anwendest.
Am besten nutzt du die verbleibenden 10% der Lernzeit für diese Phase.
2. Lernphasen ausprobieren
Sobald du deine Lernphasen kennst, kannst du diese in die Praxis bringen. Probier beim nächsten Lernstoff bewusst auf die einzelnen Phasen zu achten.
Du kannst dir dabei auch gleich folgende Fragen stellen:
- Wie lerne ich den Überblick am besten und schnellsten?
- Was brauche ich um in die Übung bzw. die Praxis zu kommen?
- Wie finde ich am schnellsten meine Wissenslücken?
- Welche Techniken helfen mir schwierige Inhalte zu merken?
Mit der Umsetzung der einzelnen Lernphasen erhältst du Feedback dazu. Dieses kannst du nutzen, um den Lernprozess zu verbessern.
3. Deinen eigenen Lernstil finden
Wie genau du die Lernphasen durchläufst hängt von deinem persönlichen Lernstil ab. Das funktioniert nicht für alle Menschen und alle Themen gleich. Trau dich daher auch beim Lernen zu experimentieren.
Ich lerne am besten, wenn ich erstmal das gesamte Skriptum durchgeschaut habe und dann die Texte genau lese.
Studentin im Lerncoaching
Dazu gehört zum Beispiel auch die Aufteilung der Lernphasen auf den Lernstoff. Fällt es dir leichter für den gesamten Lernstoff die einzelnen Phasen zu durchlaufen oder brauchst du kürzere Abstände (für jedes Kapitel jeweils die Phasen durchlaufen).
Die Aufteilung der Lernphasen kann auch von Fach zu Fach unterschiedlich sein. Ein Lernprozess, der bei Englisch gut funktioniert, kann bei Mathematik trotzdem ein schlechtes Ergebnis bringen. In diesem Fall macht es Sinn die Länge der Lernphasen bzw. sogar deren Abfolge zu verändern.
Am Ende wirst du einen Lernprozess haben, mit dem du die meisten Themen sehr gut lernst. Und für alle anderen Themen wirst du einen alternativen Prozess haben, der ein wenig anders aufgebaut ist, aber dafür sehr gut für dieses bestimmte Thema funktioniert.
Solltest du nach dieser Anleitung trotzdem noch Fragen haben, wie du am besten lernst, dann melde dich gerne bei mir!
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